Mutismus

Mutismus

Ein mutistisches Kind fällt dadurch auf, dass es sprechen kann, aber diese Fähigkeit bei bestimmten Personen oder Situationen nicht einsetzt.

Ein Zeitpunkt, an dem der Mutimus häufig deutlich bemerkbar wird, ist der Übergang von einem vertrauten Ort oder Personenkreis in einen neuen sozialen Kontext. Dies könnte zum Beispiel der Eintritt des Kindes in den Kindergarten sein. Hier fällt schnell auf, dass das Sprechen für das Kind nicht möglich scheint.

Doch diese Diagnose hat es in sich! Sie ist nicht einfach zu stellen, denn Fragen tauchen auf: „Ist mein Kind einfach nur schüchtern oder bockig?“ „Traut es sich nicht, weil es stottert?“ „… noch nicht so gut Deutsch kann?“ „Warum spricht es ganz normal mit Oma, aber nicht mit Opa und der Tante?“ „Und wieso tobt es auf dem Sportplatz laut herum, friert aber regelrecht ein, wenn der Trainer mit ihm spricht?“

Die Diagnose „Selektiver Mutismus“ wird meistens erst spät gestellt. Denn war das Kind im Kindergarten noch in der Lage, in der Masse mitzuschwimmen, zeigen sich die massiven Probleme nun in der Schule: keine mündliche Mitarbeit, kein Vorlesen oder Beantworten von Fragen in der Klasse, bei Ansprache vermeidet das Kind den Blickkontakt. Eventuell wird das selektiv-mutistische Kind mit dieser Andersartigkeit zum Außenseiter, oder es bekommt die Rolle des Sündenbocks, weil es nie mit einem Lehrer sprechen würde, um Konflikte zu lösen.

Die Arbeit in der Logopädie hat daher zwei Schwerpunkte: zum einen soll es schrittweise möglich werden, in einer für das Kind tragbaren Form an allem teilzunehmen, in Kontakt zu treten, aber auch Leistung zu erbringen. Dies wird zunächst im geschützten Therapieraum der logopädischen Praxis geübt. Zum zweiten wird mit den Eltern, Erziehern/innen oder Lehrern an einer Optimierung der Alltagssituation und dem Kommunikationskontext gearbeitet, um optimale Voraussetzungen für die Integration des Kindes zu schaffen.

Unsere Praxis arbeitet nach dem „DortMut-Konzept“ des Sprachheilambulatoriums Dortmund. Eines ist in unser logopädischen Therapie klar: das mutistische (lat.: „stumme“) Kind hat bei der Gestaltung immer ein Wörtchen mitzureden!